17 Tage-Reise von Ost- nach Westbhutan
„Kingdom of Bhutan“ lese ich auf dem Stempel in meinem Reisepass und ahne, dass das quirlige, heiße und laute Westbengalen endgültig passé ist. Gemeinsam mit sechs Mitreisenden bin ich am Morgen in Kalkutta gestartet und vor einer halben Stunde in der Grenzstation von Samdrup Jongkhar angekommen. Ab jetzt sind Gebetsmühlen klein wie Konservendosen oder groß wie Litfaßsäulen, weiß getünchte Stupas, prachtvolle buddhistische Tempel und mächtige Klosterburgen – die Dzongs – unsere allgegenwärtigen Begleiter.
Grandiose Berglandschaften von Pass zu Pass
Zwei Wochen lang werden wir von Ost nach West das Land „erfahren“ und dem Donnerdrachen ein wenig näher kommen. Die Straßen sind eng, wenig befahren und winden sich entlang einer grandiosen Berglandschaft von Pass zu Pass. Hundert Kilometer sind eine halbe Tagesetappe, aber Zeit wird nebensächlich, angesichts der immer neuen Impressionen entlang unserer Route.
Das satte Grün der Wälder wird von unzähligen Gebetsfahnen durchbrochen, die stetig im Wind flattern. Genau wie die wasserbetriebenen Gebetsmühlen dienen sie einem höchst innovativen Ansatz, nämlich die Kommunikation mit den himmlischen Mächten zu automatisieren. Drei Häuser auf einem Fleck sind ein Dorf, eine Stadt passt in einen Talkessel und ein Distriktzentrum erkennt man am Dzong, der steinernen Manifestation des Nebeneinanders von religiösem und weltlichem Leben.
Gebetsrituale, Bogenschießen und freundliche Bhutaner
Die Tage sind sonnig und warm, die Dämmerung kommt rasch und mit ihr die Kälte, und die Nacht gehört den Straßenhunden, die lautstark ihr Revier markieren. Die Menschen begegnen uns freundlich, neugierig aber nie aufdringlich und geben uns das Gefühl, tatsächlich als Gast willkommen zu sein. Wir besuchen Mönche bei ihren morgendlichen Gebetsritualen, verfolgen Wettbewerbe im Bogenschießen und erleben eine ganze Stadt im Ausnahmezustand, deren Bewohner – in festliche Ghos und Kiras gekleidet – in einer endlosen Schlange am Einlass einer Klosterzeremonie warten.
Wir besichtigen Tempel mit farbenprächtiger Wandbemalung und kunstvollen Schnitzereien und lernen die goldfarbenen Statuen von Religionsstifter Padmasambhava alias Guru Rinpoche und Reichseiniger Ngawang Namgyel zu unterscheiden. Wir veranstalten ein Picknick unter dem strengen Blick eines Stupa, stürzen uns auf heißen Buttertee nach einer mehrstündigen Wanderung und genießen den unerwarteten Nachschlag leckerer Momos beim Abendessen. Wir rocken das Bumthang-Tal beim Karaoke, entdecken vertraute Aromen im Red Panda Weiss Beer und nehmen unverhofft am Thangbi Mani-Festival teil.
Auf den Spuren des Glücks unterwegs im Land des Donnerdrachens
Und dann stehe ich – gefühlt Tage zu früh – auf dem Rollfeld in Paro. Nach vierzehn Tagen auf den Spuren des Donnerdrachens besteige ich unter seinen wachsamen Augen die Maschine der Drukair. Auf dem Rückflug nach Kalkutta sinniere ich über die Frage aller Fragen beim Thema Bhutan: Was ist Glück? Und komme zu dem Schluss, dass mein persönliches momentanes Glück ist, diese Reise unternommen und dieses etwas aus der Zeit gefallene Land kennen gelernt zu haben.
Ich bin froh, neben dem touristischen Hotspot Westbhutan auch den „wilden“ Osten mit seiner Ursprünglichkeit und Authentizität besucht zu haben. Ich bin zufrieden, dass mit Reiseführer Phuntsho und Fahrer Karma zwei engagierte Kümmerer an unserer Seite waren, die in allen Situationen sprichwörtlich den Weg frei machten für einen interessanten und abwechslungsreichen Urlaub. Und ich fühle mich bestätigt, mit Diamir als Veranstalter eine gute Wahl getroffen zu haben. „There are places I remember … In my life, I’ve loved them all“ – Die Orte dieser Reise werden sicherlich dazu gehören.